Bauman, Clarence

geb. am 15. Mai 1928 in Mennon, Saskatchewan, Kanada, gest. am 20.August 1995 in Elkhart, Ind., USA; Professor für Theologie und Täuferforscher.

Clarence Bauman war das zweite Kind von Alexander und Elizabeth Bauman, geb. Quiring. Er heiratete 1954 Alice Nikkel in Bakersfield, Calif., USA. In seinen frühen Lebensjahren zog er mit seinen Eltern und Geschwistern nach British Columbia; zunächst wohnten sie in Agassiz und dann in Yarrow, bevor sie sich in Abbotsford niederließen. Clarence Bauman wurde als Heranwachsender getauft und schloss sich der South Abbotsford Mennonite Brethren Church an.

Nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung am Mennonite Educational Institute in Abbotsford verbrachte Bauman ein Jahr an der Mennonite Brethren Bible School in Abbotsford, bevor er sich an der University of British Columbia einschrieb, wo er 1951 den Bachelor of Arts erwarb. Danach besuchte er das Fuller Theological Seminary in Los Angeles, Calif und schloss dort sein Studium mit dem Bachelor of Divinity ab. Während dieser Zeit verbrachte er auch ein Jahr am Goshen Biblical Seminary in Goshen, Ind., und ging unter der Leitung von Harold S. →Bender seinem Interesse an Geschichte und Theologie der Täufer nach. In Deutschland, wo er zwei Jahre im Ost-West-Friedensdienst des →Mennonite Central Committee stand (1957–1959), schrieb er sich an der Universität Bonn ein und schloss das Theologiestudium 1963 mit einer von Helmut Gollwitzer betreuten Dissertation über das Friedenszeugnis im oberdeutschen Täufertum ab. 1975 wurde ihm eine Ehrendoktorwürde der Universität Edinburgh verliehen.

1961 wurde Bauman an die Associated Biblical Seminaries in Elkhart, Ind., berufen, wo er bis zu seinem Lebensende 1995 in Lehre und Forschung tätig war.

Ein zusammenfassender Rückblick auf seine Jahre an den Elkhart Seminaries zeigen am besten, wer er war: „Ich bin der Weisheit Jesu in exegetischen Untersuchungen nachgegangen, habe den Geist des Täufertums in der Geschichte erforscht, das Leben der Heiligen in der Nachfolge Jesu Christi kritisch nachvollzogen, über das Geheimnis des Lebens im klassischen Altertum diskutiert, die Bedeutung des Glaubens in der Theologie erkundet und über die conditio humana in der Ethik nachgedacht – so kam ich zu der Einsicht, 1. dass das Leben ein liebevoll angelegter Kampf um Sinn ist, 2. dass der Grund zu sein in kreativer Stille wiedererlangt wird, 3. dass Wahrheit in grenzenloser Kommunikation existiert, 4. dass das Leben authentisch im Angesicht des Todes geführt wird, 5. dass Jesus uns von menschlicher Autorität befreit, 6. dass wir ein Leben in vollständiger Offenheit gegenüber Gott führen können, 7. dass die ganze Welt von Gott erfüllt ist, 8. dass Jesus zu glauben, heißt, seiner Lehre zu folgen, 9. dass wahre Gemeinde auf gegenseitiger Achtung und echter Demut gründet, 10. dass wir nur das gut ausrichten, was wir mit Freude tun, und 11. dass Glaube und Leben rein und einfach sein können.“

In Elkart leitete Clarence Bauman von 1969 bis 1975 eine Gruppe, in der „Große Bücher“ besprochen wurden (Great Books Club Discussion Group). Davon wurden Atheisten, Kommunisten, gläubige Menschen unterschiedlichen Bekenntnisses und verschiedener Denominationen angezogen. Er entwarf und baute auch eine Anlage monastischer Gebäude an einem Berghang in Camp Squeah in der Nähe von Hope, British Columbia, und verbrachte dort seine Sommermonate von 1969 bis 1981. In Elkhart führte er eine den Quäkern nachempfundene schweigende Versammlung (1971–1995), die jedem Mitglied der Gemeinde offen stand. Auch Baumans Haus war einzigartig. Es war einem Kleeblatt nachgestaltet und in einem kleinen Wald am Rande des Seminarcampus gelegen, Ausdruck seiner Neigung zu Einfachheit und Einsamkeit. Es zog viele Studenten und Pilger in ihrer Suche nach Gott an.

Während eines Forschungsaufenthalts in Israel 1968 wurden bei ihm Symptome der Parkinsonschen Krankheit diagnostiziert; er setzte seine Lehre dennoch bis 1986 fort und konzentrierte sich danach mehr und mehr auf Forschungsarbeiten und schriftstellerische Tätigkeiten. Sein Augenmerk galt hauptsächlich den exegetischen Forschungen zur Bergpredigt Jesu. Er hinterließ eine immense Sammlung von Büchern, Papieren und Mikrofilmen, die sich im Laufe seines Lebens angesammelt hatten.

Im Wirken Baumans haben sich Impulse aus der Verkündigung Jesu in der Bergpredigt, aus der Friedensethik des Täufertums und aus der meditativen mystischen Theologie Hans →Dencks zu einer eigenwilligen, aber doch eindrucksvollen Einheit religiös-akademischer Existenz verbunden.

Schriften (Auswahl)

Gewaltlosigkeit im Täufertum: Eine Untersuchung zur theologischen Ethik des oberdeutschen Täufertums, Leiden 1968. - The Sermon on the Mount: The Modern Quest for its Meaning, Macon, GA, 19985. - The Spiritual Legacy of Hans Denck: An Interpretation and Translation of Key Texts, Leiden 1991.- On the Meaning of Life: An Anthology of Theological Reflection, Nappanee, Ind., 1993.

(Dieser Artikel wurde mit freundlicher Erlaubnis von www.gameo.org übernommen und geringfügig erweitert).

Herb Klassen

 
www.mennlex.de - MennLex V :: art/bauman_clarence.txt · Zuletzt geändert: 2020/05/09 17:44 (Externe Bearbeitung)     Nach oben
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