Afrika (Überblick)

In Afrika leben mehr täuferisch-mennonitische Christen als auf irgend einem Kontinent sonst. Weit über eine Million getaufte Kirchenmitglieder in siebenundzwanzig Ländern bekennen sich zu Jesus Christus in verschiedenen Kulturen, wirtschaftlichen und politischen Systemen. Viele drücken ihren lebendigen Glauben durch fröhliche Gottesdienste und ihren mutigen Einsatz aus, obwohl sie mit erheblicher Armut, Gewalt und Verfolgung konfrontiert sind.

Das Christentum kam Mitte des ersten Jahrhunderts nach Afrika und hinterließ tiefe Wurzeln im Norden und Osten. Die Mennonitengemeinden, die →Church of the Brethren und die Brethren in Christ wurden im Laufe der Missionsbewegungen im 20. und 21. Jahrhundert gegründet. Die Initiative dafür kam aus dem Ausland, ging aber auch von einheimischen Gläubigen aus. Ihr phänomenales Wachstum spiegelt die Besonderheit des gesamten afrikanischen Christentums wider.

1. Südliches Afrika

Die Kirche der Brethren in Christ (BIC) war die erste täuferisch gesinnte Gemeinde in Afrika, die 1899 mit der Taufe von zehn Angehörigen des AmaNdebele-Stammes in Simbabwe als Antwort auf die Aktivitäten nordamerikanischer Missionare entstand. Als die Kirche wuchs, griff die Mission auf Sambia über. Die sambische BIC-Kirche wurde 1909 gegründet, als zehn Batonga-Missionsschüler getauft wurden. Die BIC-Kirche ist inzwischen auf 50000 Mitglieder in Simbabwe, 19000 in Sambia, 7900 in Mosambik, 4600 in Malawi, 1800 in Südafrika und 200 in Botswana angewachsen. Neben der Gründung von Gemeinden und Evangelisation sieht sie ihre wichtigsten Aufgaben in den Bereichen Bildung und Gesundheit.

Weitere täufererische Christen im südlichen Afrika sind die 2900 Mitglieder der →Mennoniten Brüdergemeinde in Malawi, Namibia und Südafrika, 1800 Mitglieder der Restoration Bible Church International in Malawi, 340 Mitglieder der Church of God in Christ – Mennoniten in Simbabwe, Mosambik und Malawi, 320 der Grace Community Church in Südafrika und 130 Mennoniten in Mosambik.

2. Zentralafrika

Mennonitische Missionare kamen 1911 unter der Schirmherrschaft der Kongo-Inland-Mission (CIM) in die heutige Demokratische Republik Kongo (DRC). Die Communauté Mennonite au Congo (CMCo) begann im Jahr 1917 mit der Taufe von siebzehn Gläubigen durch CIM-Missionare in Djoko Punda. Sie hat jetzt 110 000 Mitglieder in 800 Gemeinden. Die Communauté des Églises des Frères Mennonites au Congo (CEFMC) entstand 1926 aus einer unabhängigen Mission der mennonitischen Brüdergemeinde, die ihre Arbeit sechs Jahre zuvor aufgenommen hatte. Der CEFMC ist mittlerweile auf 100000 Mitglieder in 870 Gemeinden angewachsen. 1962 organisierten CMCo-Mitglieder, die aufgrund der eskalierenden ethnischen Gewalt von West-Kasai nach Ost-Kasai gezogen waren, die Communauté Evangélique Mennonite, die heute 23500 Mitglieder zählt. Die Communauté Mennonite Réformée au Congo mit etwa 1000 Mitgliedern ging aus einem Führungskonflikt in der CMCo im Jahr 1987 hervor. Ethnisch motivierte Gewalt in der Region Kasai 2016–2017 mit sechsunddreißig bestätigten Toten, zerstörten Kirchengebäuden und Häusern und mit mehreren tausend Vertriebenen war eine traumatische Erfahrung für die kongolesischen Mennoniten.

Der Dienst kongolesischer Mennoniten unter Wanderarbeitern im Nordosten Angolas und an angolanischen Flüchtlingen im Kongo, die später in ihre Heimat zurückkehrten, führte zur Gründung von fünf Kirchengruppen in diesem Land: Igreja Evangélica dos Irmãos Mennonitas em Angola mit 12000 Mitgliedern, Igreja da Comunidade Menonita em Angola, mit 11000 Mitgliedern, Igreja Evangélica Menonita em Angola mit 4700 Mitgliedern, Igreja Evangélica Anabaptista em Angola mit 1500 Mitgliedern und Igreja Menonita em Angola mit 1300 Mitgliedern.

Durch die geistlichen Aktivitäten der kongolesischen Mennoniten sind auch zwei Kirchengruppen in der Republik Kongo entstanden: Die Eglise Evangélique Mennonite du Congo mit 590 Mitgliedern und die Communauté des Eglises des Frères Mennonites au Congo-Brazzaville mit 35 Mitgliedern.

Die Église Mennonite du Burundi, gegründet 2005 durch den Einfluss eines burundischen Missionsflüchtlings in Tansania, zählt 900 Mitglieder in vier Gemeinden.

3. Ostafrika

Die mennonitische Mission in Ostafrika begann 1934 mit der Ankunft der Eastern Mennonite Missions in Tansania, die im folgenden Jahr zur Gründung von Kanisa la Mennonite Tansania (KMT) führte. Die KMT ist für ihr Engagement im East Africa Revival zwischen 1940 und1970 bekannt und umfasst nun mehr als 66 000 Mitglieder in 400 Gemeinden, die durch Evangelisation, Bildung und Gemeindeentwicklung Zeugnis für Jesus Christus ablegen. 1942 begannen junge tansanische Mennoniten mit evangelistischen Aktivitäten in Südwest-Kenia. Gemeinden, die aus ihrem Dienst hervorgingen, blieben Teil der KMT, bis Mitte der 1970er Jahre eine nationale Struktur für die →Kenya Mennonite Church (KMC) geschaffen wurde. Die KMC hat 12 000 Mitglieder in 145 Gemeinden. Die KMC-Mission in Uganda, die im Jahr 2000 einsetzte, führte 2006 zur Gründung der Uganda Mennonite Church (UMC). Sie hat inzwischen ungefähr 550 Mitglieder.

Die Christian Church International (CCI) mit Gemeinden in Kenia, Uganda, Kongo und Ruanda begann 1980 unter der Leitung von drei Absolventen des Rosedale Bible College, einer Schule der Conservative Mennonite Conference in Ohio. Die CCI umfasst 22 500 Mitglieder in 320 Gemeinden.

Kenia ist auch Heimat für 6.000 Mitglieder der Nakura Happy Church, 4900 Mitglieder der Brethren in Christ Church, 700 Mitglieder der Christian Believers Fellowship (Beachy Amish) und 140 Mennoniten der Church of God in Christ. In Uganda gibt es auch kleine Gemeinden der Church of God in Christ-Mennoniten und der Nationwide Fellowship Churches.

Die →Meserete Kristos Church (MKC), deren Name „Christus ist der Grundstein“ bedeutet, nahm ihren Anfang im Jahr 1951, als Äthiopier auf das Zeugnis der Mitarbeiter der Eastern Mennonite Missions reagierten. Unter der Verfolgung einer kommunistischen Regierung zwischen den Jahren 1974 und 1991 wuchs die Kirche von 800 auf 34.000 Mitglieder, die sich oft heimlich in kleinen Hausgruppen trafen, um dort Gottesdienste zu feiern, die Bibel zu studieren und gemeinsam zu beten. Heute hat diese Kirche 310.000 getaufte Mitglieder und umfasst insgesamt 56000 Anhänger in mehr als 2100 etablierten Gemeinden und Gemeindegründungszentren in ganz Äthiopien. Es gibt auch 400 MKC-Mitglieder in Eritrea.

4. Westafrika

Die erste täuferisch gesinnte Gemeinschaft in Westafrika, die Ekklisiyar Yan'uwa a Nigeria (EYN), entstand 1927 durch die Arbeit der Missionare der Church of the Brethren aus Nordamerika. Mit etwa 800 000 Kirchenmitgliedern ist die EYN die größte christliche Konfession im Nordosten Nigerias und hat auch Kirchengemeinden in Niger, Kamerun und Togo gegründet. Seit 2009 wurde die EYN schwer verfolgt, insbesondere von militanten Anhängern der Boko Haram. Bis 2015 wurden siebzig Prozent der Gebäude der EYN beschädigt oder zerstört, mehr als 11000 Mitglieder getötet und 700 000 aus ihren Häusern vertrieben.

Die Mennonite Church Nigeria (MCN) mit ihren 15000 Mitgliedern in 46 Gemeinden nahm ihren Anfang, als sich eine Gruppe unabhängiger nigerianischer Kirchen in den späten 1950er Jahren als Mennoniten bezeichneten, nachdem sie Radiosendungen der Mennonite Hour gehört und sich mit dem Mennonite Board of Missions (MBM) in Verbindung gesetzt hatten. Außerdem gibt es in Nigeria 240 Mitglieder unabhängiger mennonitischer Gemeinden. Die Ghana Mennonite Church mit ihren 5200 Mitgliedern ging aus Aktivitäten des MBM hervor, die Mitte der 1950er Jahre in Ghana begannen. Die Eglise Evangélique Mennonite du Burkina Faso mit 670 Mitgliedern entwickelte sich aus der Arbeit der Africa Inter-Mennonite Mission, die in den späten 1970er Jahren begann. Die Mennonite Church West Africa entstand im Jahr 2000 durch die Eastern Mennonite Missions und hat 110 Mitglieder in Gambia, Guinea-Bissau und Senegal.

Die Eglise Protestante Anabaptiste „L'Institution Chrétienne“, die 1994 in der Elfenbeinküste gegründet wurde, hat 1100 Mitglieder. Die Church of God in Christ hat 700 Mitglieder in 35 Gemeinden in Nigeria, Ghana, Togo, Benin und Burkina Faso.

Bibliografie

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Brent L. Kipfer

 
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