Historische Gesellschaften der Mennoniten in Kanada

1. Frühe gemeinschaftliche Geschichtsprojekte

Obwohl bis 1958 keine ausgesprochen mennonitischen Geschichtsvereine in Kanada existierten, gab es Organisationen, die sich gemeinschaftlichen Projekten wie dem Sammeln historischer Daten oder dem Verfassen historischer Untersuchungen verpflichtet fühlten. Dies kann als Vorstufe späterer Geschichtsvereine gesehen werden.

Die Mennonitische Konferenz von Ontario bat – vielleicht angeregt durch frühere Initiativen in den Vereinigten Staaten von Amerika – einen ihrer Prediger, Lewis J. Burkholder, historisch wertvolle Daten zu sammeln und aufzubewahren und auch historisches Material über Ordinationen und Sterbedaten aller Gemeindeleiter von den Anfängen an zusammenzustellen. Sie ermutigte auch Ortsgemeinden dazu, Historiker zu suchen, die diese Arbeit unterstützen. Diese Bemühungen mündeten in Burkholders A Brief History of Mennonites in Ontario (1935). Sie enthielt kurze Kapitel über alle mennonitischen Gruppen, die es damals in Ontario gab. Später führte diese Initiative zu einem fest etablierten historischen Ausschuss der Konferenz und einem Archiv zur Aufbewahrung historischer Dokumente. Die Conference of Mennonites in Canada verfuhr nach ähnlichem Muster. Ab 1933 hielt sie sich für ein bescheidenes Honorar von $ 25 pro Jahr Bernhard Schellenberg als Archivar. Die Jubiläumsbände von 1952 und 1954 waren das Resultat seiner Arbeit und der späterer Archivare und Gemeindeleiter.

Der Echo-Verlag war von ehemaligen Studenten der Chortitza-Zentralschule (Ukraine), die Anfang 1923 nach Kanada ausgewandert waren, im Juli 1944 gegründet worden. Er war eine Mitgliederorganisation, die sich vornahm, Material zur Geschichte der Mennoniten zu sammeln und zu veröffentlichen, wobei der Schwerpunkt auf den Mennonitenkolonien in Russland lag. Arnold Dyck aus Steinbach (Manitoba) war Sekretär und Hauptorganisator dieser Organisation. Sie brachte von 1945 bis 1965 vierzehn deutschsprachige Geschichtsbände heraus.

Die Pennsylvania German Folklore Society of Ontario (PGFSO) wurde 1951 als Ergebnis der Gespräche zwischen Nicht-Mennoniten pennsylvanisch-deutscher Abstammung und den Leitern der mennonitischen Inter-Literary Societies gegründet. Literarische Gesellschaften hatten ihren Sitz in örtlichen Mennonitengemeinden. Sie förderten religiöse, pädagogische und kulturelle Aktivitäten. Obwohl die PGFSO nur zum Teil mennonitisch geprägt war, publizierte sie zahlreiche auf Mennoniten bezogene historische Monographien und unterstützte in Gemeinden mit mennonitischen Wurzeln die Errichtung von Museumsdörfern zur Pioniergeschichte.

2. Historische Gesellschaften der Mennoniten in den Provinzen

Manitoba

Die Manitoba Mennonite Historical Society (MMHS) war die früheste in einer Provinz ansässige mennonitisch-historische Gesellschaft. Sie wurde im April 1958 gegründet. Ein früherer, eher informeller Mennonitischer Geschichtsverein (er hieß später The Manitoba Mennonite Historical Committee) hatte dabei geholfen, eine von Paul J. Schaefer verfasste vierteilige Reihe von Geschichtsheften in deutscher Sprache unter dem Titel Woher? Wohin? Mennoniten! herauszugeben. Sie war für den Unterricht in Oberschulen und Bibelschulen bestimmt.

Folgende Ziele hatte sich die MMHS, anfänglich unter dem Vorsitz von Gerhard Lohrenz, gesteckt: Die Veröffentlichung historischer Forschungsergebnisse mennonitischer Universitätsstudenten, die Gründung eines mennonitischen Freilichtmuseum für Manitoba, eine genaue Darstellung der Errichtung und weiteren Entwicklung der mennonitischen Siedlungen in Manitoba und die Vorbereitung angemessen gestalteter Gedenktage für die Hundertjahrfeier der mennonitischen Einwanderung nach Manitoba im Jahr 1874. Im ersten Jahr konzentrierte sich die Gesellschaft auf die Arbeit an dem Museum, das in den 1980er Jahren als Mennonite Heritage Village Museum in Steinbach, Manitoba, bekannt wurde. Offiziell wurde das Museum 1967 eröffnet, in dem Jahr, als der kanadische Staat seine Jahrhundertfeier beging. Die MMHS plante ebenso Jahrhundertfeiern im Jahr 1970 (Bildung der Provinz Manitoba) und 1974 (Mennonitische Einwanderung von Russland nach Kanada). Doch das Museum verschlang den überwiegenden Teil von finanziellen Spenden und der Energie, die von freiwilliger Arbeit innerhalb der MMHS aufgebracht wurde. Deshalb wurde 1979 das mennonitische Freilichtmuseum zu einer separaten Organisation umgestaltet, und eine neu konstituierte Manitoba Mennonite Historical Society wurde gegründet. Das Museum setzte als eines der wichtigsten in Manitoba ansässigen Museen seine Arbeit fort.

Die neu gegründete MMHS konzentrierte ihre Bemühungen auf Buchveröffentlichungen und Bildungsaktivitäten und die Pflege kulturellen Bewusstseins. Die Gesellschaft erhielt eine gut durchdachte Struktur. Bis 1987 existierten neben einem Exekutivausschuss zusätzlich vierzehn ständige und auch aus besonderen Anlässen ins Leben gerufene Unterausschüsse. Zu ihren wichtigsten Publikationsprojekten gehörten die verlegerische Betreuung der Schriften Arnold Dycks, eine englische Übersetzung der historischen Reihe, die der Echo-Verlag veröffentlichte, die Herausgabe von Monographien zu den Kirchenbüchern verschiedener Mennonitengruppen in Manitobas sowie Sammlungen historischer Untersuchungen über die Mennoniten in den östlichen und westlichen Schutzgebieten. Außerdem wurde ein Geschichts-Schreibwettbewerb für Schülerinnen und Schüler der Oberschulen ausgeschrieben, eine Website eingerichtet, die genealogische Quellen präsentierte (http://www.mennonitegenealogy.com), ein mennonitischer Buchklub gegründet, die Errichtung historischer Grenzsteine veranlasst, feierliche Veranstaltungen anlässlich besonderer Jubiläen organisiert und Projekte der örtlichen Denkmalpflege wie die Neubergthal Heritage Foundation unterstützt. Diese Heritage Foundation wurde ins Leben gerufen, um ein frühes mennonitisches Dorf im südlichen Manitoba in seinem ursprünglichen Zustand zu bewahren. Seit 1984 wird ein Mitteilungsblatt veröffentlicht, das seit 1999 unter dem Titel Heritage Postings erscheint.

2014 erlebte die MMHS eine weitere große Umstrukturierung, weil zwei Jahre lang niemand bereit war, als Präsident zu fungieren. Sie wurde ein Verband von historisch ausgerichteten mennonitischen Gruppen und Projekten in der ganzen Provinz. Diese Änderung ermöglichte Projektausschüssen, ihre Arbeit mit weniger Verwaltungsaufwand voranzutreiben. Ein positiver Effekt dieser Veränderung war auch die Tatsache, dass die MMHS nicht mehr mit einem Archiv-Zentrum verbunden war, wie dies bei mennonitischen Geschichtsvereinen in allen anderen Provinzen der Fall war. 2013 hatte die MMHS 110 Mitglieder; die höchste Mitgliederzahl war etwa 200.

Ein regionaler Geschichtsverein im ehemaligen östlichen Schutzgebiet, die Hanover-Steinbach Historical Society, entstand im Jahr 1988 teilweise in Reaktion auf eine Verlagerung der Vereinsführung in die Stadt Winnipeg und zu den mennonitischen Forschern, die dort lebten. Die Hanover-Steinbach Historical Society wandte sich vor allem der Geschichte und Theologie der traditionellen niederdeutschen Mennonitengruppen weltweit zu und nannte sich ab Januar 2003 Flemish Mennonite Historical Society. Dieser Verein beendete wenige Jahre nach dem Tod seines Gründers Delbert Plett mit Ablauf des Jahres 2004 seine Tätigkeit. Seine Interessen werden nun durch die D. F. Plett Historical Research Foundation (http://www.plettfoundation.org/wp/) weiter verfolgt.

Ontario

Die Mennonite Historical Society of Ontario (MHSO) wurde am 5. Juni 1965 gegründet. Ein Sondierungstreffen hatte schon einen Monat früher stattgefunden. Als Gründer dieser Gesellschaft kann J. Winfield Fretz, der Präsident des Konrad Grebel Colleges in Waterloo, angesehen werden. Diesem Konzept eines mennonitischen Geschichtsvereins in Verbindung mit einem College ging schon die Mennonite Historical Society in Goshen, Indiana voraus. Ihre ursprüngliche Zielsetzung war die Förderung des Interesses an Informationen über die Täufer-Mennoniten in Ontario, die Bewahrung mennonitisch-historischer Materialien einschließlich der zentralen Aufbewahrung dieser Materialien in der historischen Bibliothek und dem Archiv des Conrad Grebel College. Publikationen auf dem Gebiet der Mennonitengeschichte Ontarios sollten ebenfalls unterstützt werden. Zu früheren Projekten der MHSO gehörte die beliebte historische Broschüre von Winfield Fretz The Mennonites in Ontario (erstmals 1967 veröffentlicht; ab 1994 weitere Auflagen, die von Marlene Epp herausgegeben wurden). Mehrere Festumzüge, Dramen und Filmprojekte wurden organisiert. Man nahm an zwei Restaurierungsprojekten (dem Brubacher Haus in Waterloo, Ontario und dem Detweiler Meetinghouse in Roseville, Ontario) teil. Eine Reihe von organisierten Busfahrten zu Gebieten der Mennoniten in Ontario wurden durchgeführt, und es wurde dazu aufgerufen, Archivmaterial und Handschriftensammlungen den mennonitischen Archiven von Ontario zu überlassen. 1983 erschien erstmals das halbjährliche Mitteilungsblatt Mennogespräch, das ab 1993 als Ontario Mennonite History fortgesetzt wurde. Die Mitgliederschaft im Jahr 2013 betrug etwa 150 Personen.

British Columbia

Die Mennonite Historical Society of British Columbia (MHSBC) wurde 1972 mit dem Ziel gegründet, wertvolle historische Aufzeichnungen zu sammeln und zu bewahren. Außerdem sollten das Bewusstsein für mennonitische Geschichte und Kultur gepflegt und Forschungsprojekte im Zusammenhang mit der Mennonitengeschichte gefördert werden. Ein weiteres Ziel bestand darin, Programme und Veranstaltungen, die mennonitische Geschichte und Kultur vermitteln, zu fördern und die Veröffentlichung von Schriften und Büchern zu unterstützen. Bis etwa 1976 fanden keine offiziellen Jahresversammlungen statt. Der erste Vorsitzende der Gesellschaft war George Groening.

1981 eröffnete die Gesellschaft ein kleines Museum im Clearbrook Community Centre mit 370 Objekten, darunter Werkzeuge, Kunsthandwerk und Haushaltsartikel. Bis zum Jahr 1986 hatte der Verein fast 1000 Gegenstände zusammengetragen und erhielt von der Gemeinde Chilliwack am Trans-Canada Highway gratis einen immer wieder verlängerbaren Mietvertrag über acht Hektar Land. Die MHSBC mit ihrem langjährigen Vorsitzenden Gerhard I. Peters begann sofort Geld zu sammeln, um ein Museumsgebäude/Kulturerbe-Zentrum und einen traditionellen Bauernhof zu bauen. Allerdings erhob sich in der mennonitischen Gemeinschaft gegen das Fundraising für dieses eine Million-Dollar-Projekt heftiger Widerstand. Dies veranlasste die Leiter der historischen Gesellschaft später, das Projekt 1994 zu beenden.

Während sich die MHSBC auf die Sammlung historischer Gegenstände und die Pläne für ein Museum konzentrierte, entstand im Oktober 1987 eine zweite Organisation, die sich British Columbia Mennonite Archival Association nannte. Darin führend waren Esther Born, Hugo Friesen, David Giesbrecht und David Loewen. Ihre Sammlung wurde im Keller des Columbia Bible College untergebracht. Esther Born arbeitete auch mit Freiwilligen aus der Clearbrook Golden Age Gesellschaft zusammen, um Dokumente, die für die Mennonitengeschichte in der Provinz relevant waren, zu sammeln und zu kopieren. In den frühen 1990er Jahren wurde das Ergebnis der Bemühungen dieser beiden Gruppen in einer Sammlung zusammengefasst.

In den 1990er Jahren hat sich die MHSBC unter ihrem Vorsitzenden William Riedinger im Hinblick auf ihre Archive und den historischen Bibliotheksbestand neu ausgerichtet. Sie stellte nun genealogische Ressourcen zur Verfügung (einschließlich mikroverfilmter Quellendokumente), bot Vorträge zum kulturellen Erbe der Mennoniten an und veranstaltete Fundraising-Bankette und öffentliche Veranstaltungen, die bis zu 1500 Personen anzogen. Im August 1997 fusionierte die Gesellschaft mit der BC Mennonite Archival Association. Die vereinigten Sammlungen zogen in den Garten Park Tower in Abbotsford, wo eine Bibliothek und das Archiv gegründet wurden. Im Zuge des technologischen Fortschritts investierte die MHSBC in die Digitalisierung von historischen Quellen zur Familiengeschichte, um sie leichter zugänglich zu machen.

1995 begann die MHSBC, ein Mitteilungsblatt herauszugeben, das sich zu einer umfangreichen Zeitschrift entwickelte, die dreimal im Jahr unter dem Namen Roots and Branches (Wurzeln und Zweige) erscheint. Die Anzahl der Mitglieder betrug im Jahr 2013 etwa 525 Personen.

Alberta

1972 trafen sich in Calgary Vertreter aus Alberta und Saskatchewan, um die Western Canadian Mennonite Historical Society zu gründen. Mit der Wahl von J. B. Toews zu ihrem ersten Vorsitzenden erfolgte im Jahr darauf ihre formelle Konstituierung. Da British Columbia seine eigene Gesellschaft organisiert hatte, wurde der Name in Mennonite Historical Society of Alberta und Saskatchewan geändert. In den frühen Jahren, als die Errichtung eines kleinen mennonitischen Archivs im Rosthern Junior College zur Hauptaufgabe wurde, dienten auch Ted D. Regehr und C. Blake Friesen als Präsidenten.

1980 wurde Dick H. Epp zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt. Es waren schwierige Zeiten für die Gesellschaft, die mit begrenzten Ressourcen zwei großen Provinzen zu dienen hatte. 1986 verblieb nur eine Person aus Alberta im Vorstand, so dass das Mitglied Henry Goerzen im Juli 1986 bei einem Treffen von 16 Interessierten in Red Deer, Alberta, die Möglichkeit einer reinen Alberta-Gesellschaft sondierte. Die Mennonite Historical Society of Alberta (MHSA) organisierte sich dann im November des Jahres. Als primäres Ziel galt es, Artikel und Dokumente zur Geschichte der Alberta-Mennoniten zusammenzutragen und aufzubewahren. Mit einem Archiv im Hause Henry Goerzens, dem ersten Präsidenten, wurde begonnen. Halbjährliche Treffen in verschiedenen mennonitischen Zentren bestimmten das übrige Programm der Gesellschaft.

2002 erhielt die MHSA im Mennonite-Central-Committee-Alberta-Gebäude in Calgary einen Platz für eine Bibliothek und die Archive. In Judith Rempel als Koordinator vereinten sich nicht nur Führungsqualität und Organisationstalent bei der Entwicklung dieser Gesellschaft. Sie ermöglichte auch den Zugang zu der großen Vielfalt genealogischer Quellen im Internet. Obwohl ein gelegentliches Mitteilungsblatt in den Jahren der Alberta-Saskatchewan Zusammenarbeit existierte, begann die MHSA mit einem eigenen Newsletter im Jahr 1986. Mit Unterbrechungen erreichte er 2013 den 16. Jahrgang. Die Mitgliedschaft im Jahr 2013 betrug etwa 80 Personen.

Saskatchewan

Im Anschluss an die gemeinsame Geschichte mit Alberta vor 1986 setzte Dick H. Epp die Präsidentschaft der Mennonite Historical Society of Saskatchewan (MHSS) bis 1996 fort. Während einer Periode des langsamen Wachstums bot die MHSS verschiedene Workshops für Kirchen- und Familienhistoriker an sowie öffentliche Vorträge mit namhaften Historikern. Sie unterstützte finanziell den Aufbau eines Inventars aller mennonitischen Quellen (von W. A. Waiser 1979/80 erstellt) und brachte 1994 einen Newsletter heraus, aus dem 1996 der Saskatchewan Mennonite Historian hervorging. Die Gesellschaft entwickelte ein Programm für das mennonitische Kulturerbe, das Männer und Frauen, die sich für die Erhaltung der Geschichte, des kulturellen Erbes und des Glaubens der Mennoniten eingesetzt hatten, auszeichnete. Victor Wiebe veröffentlichte 1995 eine umfangreiche Bibliografie von Autoren des Mennonitentums in Saskatchewan.

In den 1990er Jahren begann die MHSS damit, Bestandslisten mennonitischer Gemeindefriedhöfe in Saskatchewan zu sammeln und machte diese Listen in den frühen 2000er Jahren im Internet zugänglich (http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~skmhss/). 2002 begann die MHSS mit dem Aufbau einer Bibliothek und Archivsammlung, die im Bethany Manor in Saskatoon untergebracht wurden. Die Sammlung ist schnell gewachsen und der benötigte Raum wurde mehrfach erweitert. Die Mitgliederzahl betrug im Jahr 2013 etwa 355.

Québec

Die Société d'Histoire Mennonite du Québec entstand im Jahr 2006 mit der Förderung der Mennonite Historical Society of Canada und des Mennonite Central Committee Québec. Diese kleine Gesellschaft mit ihren etwa fünf Mitgliedern bietet pro Jahr eine öffentliche Veranstaltung an, gründete ein kleines mennonitisches Archiv in der École de Théologie Evangelique de Montréal und lieferte bevorzugt Artikel in französischer Sprache für die Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online (Gameo).

3. Die Mennonite Historical Society of Canada

Die Mennonite Historical Society of Canada (MHSC) wurde 1968 gegründet, zunächst unter dem Namen Joint Committee on the History of Mennonites in Canada. Sie wurde von den Mennonite Historical Societies of Manitoba and Ontario einberufen, um das Verfassen einer Geschichte der Mennoniten in Kanada finanziell zu fördern. Formell organisierte sie sich als nationale Gesellschaft im Juni 1974, als sich die Saskatchewan-Alberta und die British Columbia Gesellschaft mit den Gesellschaften von Manitoba und Ontario zusammenschlossen, um sich als MHSC zu vereinen. Die Société d'Histoire Mennonite du Québec schloss sich im Dezember 2005 als letzte formlos an.

Die MHSC kennt keine Mitgliedschaft von Einzelpersonen, sondern ist eher eine Verbundorganisation, deren Vorstand sich aus Vertretern der mennonitischen Geschichtsvereine in den Provinzen, des Mennonite Central Committee Canada, verschiedener kanadisch mennonitischer Glaubensgruppen einschließlich der Mennonite Church Canada und der kanadischen Konferenz der Mennoniten-Brüdergemeinden zusammensetzt. Dazu kommen Vertreter von Organisationen mit spezifischem Interesse an kanadischer Mennonitengeschichte, wie zum Beispiel der Vorsitzende der Mennonite Studies (University of Winnipeg) und des mennonitischen Freilichtmuseums (Steinbach, Manitoba). Die MHSC konzentriert sich auf historische Projekte von nationaler Bedeutung.

Ihre drei großen Projekte waren die dreibändige Geschichte der Mennoniten in Kanada von Frank H. Epp und Ted D. Regehr (1974–1996), die Erstellung der Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online (Gameo) (http://gameo.org), die 1996 erstmals ins Leben gerufen wurde, und eine Reihe von Konferenzen und Buchveröffentlichungen mit der Absicht, abweichende Stimmen kanadischer Mennoniten zu Gehör zu bringen. Ziel hierbei war es, Themen zu behandeln, die bislang von der historischen Zunft vernachlässigt worden waren. Gameo wurde als eigenständiges Projekt ausgegliedert, obwohl die MHSC noch in dessen Vorstand vertreten ist und einen Ausschuss errichtet hat, um weiterhin bei der redaktionellen Ausrichtung Hilfe zu leisten. Im Jahr 2014 gab es auch Unterausschüsse für die Familienforschung und Archivarbeit. Dies Gruppe hat Projekte wie eine nationale Foto-Datenbank bearbeitet.

Seit 2004 vergibt die MHSC einen jährlichen „Award of Excellence“ für eine Person, die durch ihre Forschung, Veröffentlichungen, ihr Organisationstalent oder die Verbreitung von historischem Wissen über die Mennoniten einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der historischen Kenntnisse über die Geschichte der Mennoniten geleistet hat.

4. Zusammenfassung

Die ungewöhnliche komplementäre Beziehung zwischen dem nationalen mennonitischen Geschichtsverein und mennonitisch-historischen Gesellschaften in den Provinzen Kanadas ist das Resultat der Zusammenarbeit zwischen den unabhängigen Geschichtsvereinen Manitobas und Ontarios in den späten 1960er Jahren, die das Ziel hatte, eine nationale Geschichte der Mennoniten in Kanada zu schreiben. Ihre Einladung an andere Provinzen, ähnliche Vereine zu gründen, wurde positiv aufgenommen. Dies hat ein Niveau der Zusammenarbeit auf intermennonitischer Grundlage begünstigt, wie man es anderswo im Mennonitentum nicht oft zu sehen bekommt.

Literatur (Auswahl)

Lewis J. Burkholder, A Brief History of Mennonites in Ontario, Kitchener, Ont. 1935. - Calendar of Appointments of the Mennonite Church of Ontario 1928, 14. - Adolf Ens, Becoming a National Church: A History of the Conference of Mennonites in Canada, Winnipeg, Man., 2004, 168–169. - Dick H. Epp, The First Thirty Years, in: Saskatchewan, Mennonite Historian, April 2004, 3, 5. - David Giesbrecht, Tribute to Bill Riediger, in: Mennonite Historical Society of British Columbia, Newsletter Fall/Winter 2001, 1 . - Peter J. Klassen, B.C. Historical Society meets, in: Mennonite Brethren Herald, Februar 4, 1977, 14–15. - Cornelia Lehn, Mennonite Information Centre inches closer to reality, in: Mennonite Brethren Herald, Mai 29, 1992, 20. - Delbert Plett, President's report, in Manitoba Mennonite Historical Society Newsletter Dezember 1984, 1–2. - George Elmore Reaman, A word from the President, in: Canadian-German Folklore 1961, 5. - J. G. Rempel, Jubiläumsalbum der Konferenz der Mennoniten in Canada, 1902–1952, Rosthern, Sask., 1952. - J. G. Rempel, Fünfzig Jahre Konferenzbestrebungen, 1902–1952, Rosthern, Sask., 1954. - Conrad Stoesz, Historical Society scraps Old Ways, in: Heritage Posting, Juni 2013, 2. - Will found Province-Wide Historical Group in Manitoba, in: The Canadian Mennonite April 11, 1958, 1.

Weblinks

Sam Steiner

 
www.mennlex.de - MennLex V :: loc/historische_gesellschaften_der_mennoniten_in_kanada.txt · Zuletzt geändert: 2020/05/16 18:30 von bw     Nach oben
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