Penner, Johann

geb. am 20. April 1889 in Michelsburg, Russland, gest. am 14. Juli 1980 in Krasnoretschka, Kirgisien, Sowjetunion; Ältester einiger Mennonitengemeinden in der Ukraine Ältester der Gemeinde Solikamsk, Gebiet Perm/Sowjetunion, Ältester der Gemeinde Krasnoretschka, Kirgisien, Sowjetunion.

Johann Penner wuchs in Michelsburg, Russland auf. Hier besuchte er die Schule. 1916 heiratete er Katharina Wiebe; aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. 1926 wurde er zum Prediger der sogenannten Fürstenländer Gemeinde im Melitopoler Kreis gewählt. Er siedelte nach Nikolaital (später Nowo-Sofievka) um. Weil er Prediger war, entzogen ihm die sowjetischen Machthaber das Wahlrecht und erlaubten ihm nicht, Mitglied einer Kolchose zu werden. Als Dorfschmied verdiente er sich sein Brot.

Während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg durften die in der Ukraine verbliebenen Mennoniten wieder ihre Gottesdienste feiern. Johann Penner wurde von Borsenkower, Felsenbacher und Baratower Mennonitengemeinden zu einem ihrer Ältesten gewählt. In dieser Zeit fanden viele Taufen statt. Doch schon bald schob sich die Frontlinie zurück, und viele Mennoniten flohen in den Westen. Johann Penner war unter ihnen.

Nach Kriegsende wurde er, wie viele andere, zurück in die Sowjetunion deportiert. Er kam mit etwa 4 000 anderen Deutschen aus dem Warthegau nach Solikamsk, Gebiet Perm im Ural. Dort wurde er unter Meldepflicht gestellt und arbeitete als Ausbilder für angehende Handwerker. In Solikamsk und in der Nachbarstadt Borowsk entstanden in den Folgejahren kleine Gruppen von Gläubigen. Unter den Ausgesiedelten befanden sich einige weitere Prediger und Diakone. Johann Penner wirkte im Stillen, doch die heimlichen Aktivitäten der Gläubigen blieben nicht unentdeckt. Am 28. März 1950 wurde er (vermutlich wegen einer Taufe) verhaftet und am 14. Dezember 1950 wegen angeblicher antisowjetischer Tätigkeit zu 25 Jahren Haft verurteilt. Nach dem Tode Stalins wurden dann einige Gerichtsurteile revidiert, und Johann Penner wurde im Oktober 1954 aus der Haft entlassen.

Nach seiner Entlassung entstand in Solikamsk eine der ersten Mennonitengemeinden nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion mit mehr als fünfzig Personen. Am 30. September 1956 wurde Johann Penner vom Ältesten Heinrich →Voth aus Krasnowischersk zum Ältesten der Gemeinde Solikamsk ordiniert, und am 11. November 1956 wurde in dieser Gemeinde ein Tauffest mit etwa dreißig Täuflingen veranstaltet. In den Folgejahren zogen zahlreiche Mennoniten in wärmere Gegenden der Sowjetunion. Da eine Rückkehr in die Ukraine verboten war, siedelten viele nach Mittelasien um.

1959 zog auch Johann Penner nach Krasnoretschka, Kirgisien. Hier betreute er die verstreuten Gläubigen in Kirgisien und Kasachstan. Es entstanden mehrere Gemeinden in diesem Gebiet. In Krasnoretschka leitete er die Mennonitengemeinde bis 1974. Diese Gemeinde versammelte sich bis 1979 in den Räumen der örtlichen Baptistengemeinde und konnte erst 1979 ein eigenes Gemeindehaus bauen. Johann Penner übergab im Jahre 1974 die Leitung der Gemeinde an einen Hans Penner.

Im Juli 1980 starb Johann Penner in Krasnoretschka, Kirgisien/Sowjetunion im Alter von 91 Jahren, 1991 wurde er von der Staatsanwaltschaft der UdSSR posthum rehabilitiert.

Quellen

Horst Penner, Horst Gerlach, Horst Quiring, Weltweite Bruderschaft. 4. Aufl., Weierhof 1984, 328. - Unveröffentlichte Erinnerungen des Sohnes Peter Penner (vom Januar 2010).

Hermann Heidebrecht

 
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