Institute of Mennonite Studies

1. Intensives Forschungsprogramm seit 1958

Das Institute of Mennonite Studies (IMS) ist die Einrichtung für Forschung und Publikation des Mennonite Biblical Seminary (AMBS) in Elkhart, Indiana. Es wurde 1958 unter der Leitung von Cornelius J.→Dyck gegründet. Es fördert Forschungen zur mennonitischen Theologie ebenso wie zur Theologie der Kirche der Gläubigen, zur Geschichte, biblischen Themen, Friedenstheologie und zu angrenzenden Bereichen, vor allem mit der Veröffentlichung von Büchern, Zeitschriften und der Organisation von Konferenzen.

C. J. Dyck leitete das IMS bis 1979. Während seiner Zeit bot es mehrere täuferisch-mennonitische Seminare zu Gordon →Kaufmans Werk an. Es veröffentlichte auch zahlreiche Bücher, oft in Zusammenarbeit mit dem mennonitischen Verlag Herald Press in Scottdale, PA. Zu diesen Büchern gehört auch eine zweibändige Bibliografie der täuferischen und mennonitischen Schriften (1962, 1975), The Church in the City (1963) von Paul →Peachy, Nonresistance und Responsibility (1979) von Gordon Kaufman, Yahweh is a Warrior (1980) von Millard Lind und mehrere Schriften John H. →Yoders. Sogar einige der berühmtesten Bücher Yoders sind vom IMS publiziert worden: Christian Witness to the State (1964), Nevertheless: The Varieties and Shortcomings of Christian Pacifism (1971), The Original Revolution (1971) und Politics of Jesus (1972). Die drei letzten Bücher wurden als eine Sammlung von Documents in Free Church Ethics auch Kirchen außerhalb des Mennonitentums zugänglich gemacht.

2. Classics of the Radical Reformation als wichtige Quellensammlung

19973 begann das IMS die Classics of the Radical Reformation (CRR) zu veröffentlichen, eine Reihe von Übersetzungen, in der Forschern und interessierten Laien Schriften der Radikalen Reformation aus dem 16. Jahrhundert in englischer Sprache zugänglich gemacht werden. Bis 2019 sind dreizehn Bände vorgelegt worden, u. a. Schriften Michael Sattlers, Pilgram Marpecks. Balthasar Hubmaiers Dirk Philips´, David Joris´, Andreas Karlstadts und Peter Riedemanns. Andere Bände bringen Schriften des Schweizer Täufertums im frühen und späten 16. Jahrhundert, des frühen süddeutschen und österreichischen Täufertums, täuferische Glaubensbekenntnisse und Schriften des Marpeck-Kreises. Der Bestseller ist die thematisch angeordnete Textsammlung, die Walter Klaassen unter dem Titel Anabaptism in Outline (1981) herausgab.

3. Kooperation mit anderen Forschungsinstitutionen

1980 übernahm der Neutestamentler Willard Swartley (AMBS) die Leitung des ISM für zehn Jahre (1980 – 1989). Von 1985 bis 1989 richtete das IMS-Konsultationen für ein biblisches Theologie-Friedensprojekt („Shalom Biblical Theology Project“) aus, das Veröffentlichungen zur biblischen Feminismushermeneutik sowie geistlichen Unterdrückung und Befreiung hervorbrachte. Diese Veröffentlichungen erschienen in einer neuen Serie gelegentlicher Artikel (Occasional Paper Series, OPS), in Sammelbänden, die unter Leitung des Council of Mennonite Seminaries herauskamen. In diesem Council arbeiteten Vertreter des Eastern Mennonite Seminary, Harrisonburg, Virginia, AMBS, damals noch eine Vereinigung von Goshen Biblical Seminary und Mennonite Biblical Seminary, und des Mennonite Brethren Biblical Seminary, Fresno, California. Andere OPS-Beiträge konzentrieren sich auf Themen in mennonitischer Pastoraltheologie und systematischer Theologie, auf biblische Studien, Friedensforschung und historische Untersuchungen. In den OPS wurde bemerkenswerterweise auch ein Buch des berühmten deutschen reformierten Theologen Jürgen Moltmann herausgebracht, Following Christ in the World of Today (1983), das aus Vorlesungen in den AMBS und am Canadian Mennonite Bible College (Winnipeg, Manitoba) hervorging.

W. Swartley brachte auch eine Text-Reader Serie in Gang, ebenfalls mit Unterstützung des Council of Mennonite Seminaries. Diese Serie empfiehlt sich als Textbuch-Reihe für den Unterricht in Seminaren mit Themen wie biblischer Hermeneutik, täuferischer Theologie, mennonitischen Glaubensbekenntnissen, der Beziehung zwischen biblischer, systematischer Theologie und Seelsorge.

Noch einige andere wichtige Publikationen erschienen in der Amtszeit W. Swartleys, so Sammelbände zur Missions- und Befreiungstheologie, Perry Yoders Shalom: The Bible´s Word for Salvation, Justice and Peace (1987), J. Lawrence Burkholders The Problem of Social Responsibility from the Perspective of the Mennonite Church (1989), und der fünfte Band der Mennonite Encyclopedia (1990). Das IMS organisierte auch die Buchreihe Mennonite Experience in America und unterstützte die Arbeit des Church Member Profile, die 1992 zu Mosaic: Identity and Modernization, hg. von J. Howard Kauffman und Leo Driedger, führte.

4. Zusammenarbeit mit der American Academy of Religion

In den 1980er Jahren wurde das IMS in den gemeinsamen Zusammenkünften der American Academy of Religion und in der Society of Biblical Literature aktiv. Hier wurden auch Ausstellungsräume für den Verlag Herald Press geschaffen und eine Konsultation zu mennonitischen biblischen Forschungen abgehalten (1987). In späteren Jahrzehnten sollte das IMS mit dem Toronto Mennonite Centre und anderen Institutionen zusammenarbeiten, um mennonitische und quäkerische Sessionen in jährlichen Zusammenkünften zu organisieren.

Die Konsultation zu den Biblical Studies war Teil der Arbeit eines Biblical Studies Editiorial Council, der 1983 gegründet worden war und sich der Veröffentlichung einer Serie von Werken in Zusammenarbeit mit Westminster/John Knox Press widmete. Diese Reihe wurde schließlich in Studies in Peace and Scripture umbenannt und ist bis 2019 mit fünfzehn Bänden erschienen (nach dem dritten Band in wechselnden Verlagen). Autoren dieser Reihe sind Willard Swartley, Christopher Marshall, Dorothy Jean Weaver und David Neville.

5. Ökumenische Akzente, Intercultural Biblical Hermeneutics Series und neue Zeitschrift

Während der 1990er Jahre stand das IMS unter der Leitung von Ross Bender, dem Dean von AMBS (1990–1997). W. Swartley beendete das Jahrzehnt dann 1999 als „active director“ (1997–1999). Diese Jahre zeichneten sich durch aktive Publikationstätigkeit in allen genannten Buchreihen aus, ebenso in der Entwicklung einer neuen Reihe zu Christian Mission and Modern Culture. Diese Reihe bestand aus sechzehn schmalen Bänden, die alle von Trinity Press International von 1995 bis 1999 herausgebracht wurden und Arbeiten von ökumenisch einflussreichen Autoren wie David Bisch, Kenneth Cragg, Lesslie Newbigin, Lamin Sanneh, Judith Gundry-Volf, Miroslav Volf und Jonathan R. Wilson enthielt. Wilsons Buch Living Faithfully in a Fragmented World (1997) spielte in der Entwicklung der neuen monastischen Bewegung eine wichtige Rolle (Jonathan R. Wilson, Living in a Fragmented World: From After Virtue to a New Monasticism, Eugene, OR, 2010, IX-XX).

In den 1990er Jahren richtete das IMS auch Konsultationen zu Gewalt gegenüber Frauen, Altern sowie Judentum und die Freikirche aus, ebenso eine Vielfalt von Seminaren und ein Congregational Studies Project (Gemeindestudienprojekt).

Mary Schertz, Professorin für Neues Testament am AMBS, wurde 1999 Direktorin und führte das IMS bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand 2017. In allen Serien wurden mehrere Bände in dieser Amtszeit publiziert, zusätzlich zu fünfunddreißig Bänden, die außerhalb der Serien erschienen waren. Eine neue Reihe, die Intercultural Biblical Hermeneutics Series (IBHS), wurde 2012 in Zusammenarbeit mit dem Dom Hélder Câmara Lehrstuhl an der Vrije Universiteit Amsterdam begonnen. Die IBHS veröffentlicht Bücher, die zur hermeneutischen Methode beitragen, wie sie von dem niederländischen reformierten Bibeltheologen Hans de Wit geschaffen wurde. De Wits Methode stützt sich auf vergleichende Studien des „gewöhnlichen“ Bibellesens in verschiedenen Kulturen.

M. Scherz, die mit Direktor Barb Nelson Gingerich und einer Vielzahl beigeordneter Direktoren zusammenarbeitete, beaufsichtigte neunzehn Konferenzen zu Themen wie täuferische Mariologie, Martyrium und mehreren Initiativen, die sich an anregenden Forschungen am AMBS orientierten. Diese Initiativen umfassen ein Projekt zu mündlich überlieferter Geschichte (Interviews mit Schlüsselmitgliedern der AMBS-Fakultät und des Lehrkörpers), normale Seminare und Forschungsseminare zur Entwicklung der Fakultät und zu Scribes of the Reign of God, einem in Zusammenarbeit entstandenen Forchungsprozess. 2000 arbeiteten die AMBS und die Canadian Mennonite University zusammen, um Vision: A Journal for Church and Theology herauszugeben. Vision erscheint zweimal im Jahr, mit jeweils einer Ausgabe, die ein Thema unter der Leitung eines Gastschriftleiters untersucht.

Jaimie Pitts, der am AMBS im Fach Anabaptist Studies lehrt, wurde 2017 zum Direktor des ISM berufen. 2019 richtete das Institut die Konferenz zum Thema „Liberating the Politics of Jesus“ in Zusammenarbeit mit Elizabeth Soto und Darryl Stephens vom Lancaster Theological Seminary aus. Die Konferenz lädt mennonitische Theologinnen und kirchliche Miarbeiterinnen ein, ihr Verständnis von Wesen und Bedeutung der Politik Jesu zum Ausdruck zu bringen. Das IMS entwickelt seine Buchreihe und andere Publikationen weiter, auch ist es Gastgeber von Forschungskonferenzen und regt Konferenzen an, die der Kirche dienen.

Anschrift

Institute of Mennonite Studies, Anabaptist Mennonite Biblical Seminary: 3303 Benham Ave., Elkhart, IN, 46517 USA http://www.ambs.edu/ims/contact-ims

Jamie Pitts

 
www.mennlex.de - MennLex V :: loc/institute_of_mennonite_studies.txt · Zuletzt geändert: 2020/05/17 10:50 von bw     Nach oben
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