Mennonitische Europäische Regionalkonferenz (MERK)

1. Die Anfänge

Die Idee einer Mennonitischen Europäischen Regionalkonferenz (MERK) wurde 1972 auf der 9. Mennonitischen Weltkonferenz in Curitiba (Brasilien) geboren und zielte auf eine Tagung im Jahr 1975 anlässlich des 450-jährigen Jubiläums der täuferischen Bewegung (→Täufer). Ursprünglich als einmalige Veranstaltung geplant, sprachen sich die Teilnehmenden im Anschluss an diese 1. MERK für weitere derartige Tagungen aus. Wie bereits in anderen Kontinenten, entstand damit auch in Europa eine mennonitische Regionalkonferenz, die alternierend zu den Vollversammlungen der →Mennonitischen Weltkonferenz (MWK) in einem nicht zu weit gespannten Rahmen, Begegnungen und (theologische) Diskussionen ermöglichen will.

2. Die Konferenzen

Die 1. MERK fand mit rund 300 Teilnehmenden vom 8. bis 13. Juli 1975 auf dem →Bienenberg bei Liestal statt. Als Arbeitskonferenz mit Studiengruppen konzipiert, setzten sich die Teilnehmenden mit dem Schleitheimer Bekenntnis auseinander und diskutierten mitunter heftig über die Frage: Sind wir noch radikal?

Mit mehr als 300 Teilnehmenden fand die 2. MERK vom 19. bis 22. Mai 1977 in Elspeet (Niederlande) statt. Das gewählte Konferenzthema Das Reich Gottes in einer sich verändernden Welt diente als europäische Vorbereitung auf die 10. MWK in Wichita (USA). An der Frage, wie das Reich Gottes zu verstehen ist und was dies für das Verhältnis der mennonitischen Gemeinden zur Gesellschaft bedeutet, entzündete sich im Verlauf der Konferenz eine sehr kontroverse Debatte.

Rund 450 Personen nahmen vom 28. bis 31. Mai 1981 an der 3. MERK in Enkenbach (Pfalz) teil. Unter dem Thema Die Gemeinde Jesu als Vorbotin einer neuen Zeit sollte diese Konferenz dazu dienen, die Mennoniten Europas näher zusammenzuführen und den gemeinsamen Glauben sowie das gemeinsame Zeugnis zu stärken. Für angeregte Diskussionen über die Konferenz hinaus sorgten vorgetragene Thesen von Marlin →Miller zur Gegenwart und Zukunft der Mennoniten in Europa.

An der 4. MERK in Tramelan (Schweiz) nahmen vom 12. bis 15. Mai 1988 mehr als 800 Personen teil. Mit dem Thema In der Welt leben wurden Wege gesucht, wie sich Mennoniten zu gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen stellen, wie sie bei wirtschaftlichen und sozialen Problemen helfen und wie sie dabei mit Christen verschiedener Denominationen zusammenarbeiten können. Diese starke Betonung auf das Tätigwerden in der Welt war vor allem in den Mennonitengemeinden der Schweiz teilweise neu und umstritten.

Die 5. MERK fand vom 20. bis 23. Mai 1993 in Colmar (Frankreich) statt und wurde von rund 600 Personen besucht. Das Thema Jesus Christus ist unser Friede wurde einerseits mit einem Blick auf die mennonitische Herkunft und Eigenheit betrachtet, andererseits mit dem Blick auf die Verantwortung in einer zerrissenen Welt. Im Abschlussgottesdienst hat die Konferenz einer spontan verfassten Erklärung zugestimmt, die aus Verbundenheit mit Jesus Christus zum stärkeren Friedenswirken in allen Lebensbereichen verpflichtet.

Das Thema 500 Jahre nach Menno Simons – Unterwegs in Gottes Zukunft brachte vom 16. bis 19. Mai 1996 in Elspeet (Niederlande) rund 700 Personen zur 6. MERK zusammen. Brücken zu bauen, war an dieser Konferenz eine ausdrückliche Zielsetzung. Dabei wurde nicht nur an Mennoniten aus verschiedenen europäischen Staaten gedacht, sondern auch an verschiedene theologische Lager.

Vom 1. bis 4. Juni 2000 fand die 7. MERK unter dem Thema Gottes weiter Raum – Schalom in Ludwigshafen am Rhein statt. Da der deutsche Gemeindetag in diese Konferenz integriert wurde, nahmen insgesamt rund 1000 Menschen teil. Im Vorfeld haben die französischen Mennoniten an ihrer Delegiertenversammlung mit 85 Prozent beschlossen, sich aufgrund von geplanten Workshops zum Thema «Homosexualität» nicht offiziell an der MERK zu beteiligen.

Rund 420 Personen besuchten vom 25. bis 28. Mai 2006 die 8. MERK in Barcelona (Spanien). Unter dem Thema Freiheit ist Verbindlichkeit – Gottes Willen leben fand erstmals eine MERK außerhalb der historischen Stammlande des Täufertums statt und verdeutlichte damit, dass der Stammbaum der mennonitischen Glaubensgemeinschaft auch in Europa alte und neue Zweige aufweist.

Die 9. MERK fand vom 17. bis 20. Mai 2012 in Sumiswald (Schweiz) unter dem Thema Hände reichen über Grenzen mit rund 850 Teilnehmenden statt. Darunter befanden sich auch verschiedene Personen, die für im Umfeld der MERK angesetzte Treffen der MWK angereist waren und damit für eine starke Vernetzung mit Anliegen der internationalen mennonitischen Gemeinschaft gesorgt haben.

Die 10. MERK fand vom 10. bis 3. Mai 2018 in Montbéliard (Frankreich) statt und hat sich dem Thema TransMission – Weitergeben, was du nicht für dich behalten kannst beschäftigt. An den Vorbereitungen waren erstmals neun mennonitische Verbände aus Europa beteiligt.

3. Bedeutung

Das Miteinander der Mennoniten in Europa ist aufgrund von unterschiedlichen theologischen Prägungen und Überzeugungen zuweilen fragil und anspruchsvoll. Die MERK hat die neuere Geschichte der Mennoniten in Europa mitgeprägt, indem sie sich in dieser großen kulturellen und theologischen Spannbreite zu einem Ort entwickelt hat, wo Mennoniten mit ihren teils widersprüchlichen Angeboten regelmäßig Platz und Gelegenheit zum Austausch finden.

Literatur

Samuel Gerber, Art. Mennonitische Europäische Regionale Konferenz (MERK), in: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online, 1987. (http://gameo.org/index.php?title=Mennonitische_Europ%C3%A4ische_Regionale_Konferenz_(MERK). – Paul N. Kraybill, Art. Regional Mennonite Conferences., in: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online, 1989 (http://gameo.org/index.php?title=Regional_Mennonite_Conferences. - Nachrichten und Berichte in mennonitischen →Zeitschriften.

Lukas Amstutz

 
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